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Standortanalyse Kultur- und Kreativwirtschaft: Im IHK-Bezirk Köln wachsen fast alle Teilmärkte der Branche

Die IHK Köln veröffentlicht alle zwei Jahre eine Standortanalyse zur Kultur- und Kreativwirtschaft (KKW), einem der stärksten Wirtschaftszweige im IHK-Bezirk Köln. Vor kurzem erschien eine neue Ausgabe.

 

Sie stellt die gesamtwirtschaftliche Perspektive der hiesigen KKW und die aktuelle Positionierung der Branche dar. Neben zentralen Kennzahlen für die Kultur- und Kreativwirtschaft und ihre Teilmärkte (u. a. Film- und Rundfunkwirtschaft, Werbe- und Pressemarkt, Designwirtschaft) wird auch die Entwicklung der Branche im überregionalen Vergleich zu Nordrhein-Westfalen und Deutschland abgebildet. Darüber hinaus beinhaltet die Studie eine gesonderte Betrachtung der Medienwirtschaft sowie eine Szenarioanalyse, die die Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die KKW und ihre Teilmärkte unter Berücksichtigung aktueller wirtschaftlicher und gesundheitspolitischer Entwicklungen quantitativ erfasst. Der Fokus der Analysen liegt dabei auf einer ex-post-Betrachtung von Umsatzverlusten des Jahres 2020 sowie einer ex-ante-Betrachtung der Umsatzentwicklung des Jahres 2021 in Form von drei Szenariaen.
 

Das Wichtigste im Überblick:
 

- Knapp 13.300 Selbstständige und Unternehmen setzen knapp 9,5 Mrd. Euro um. Damit ist der IHK-Bezirk Köln für fast ein Viertel des Branchenumsatzes des Landes Nordrhein-Westfalen verantwortlich.

- Im Vergleich zu Nordrhein-Westfalen und Deutschland ist die Branche im IHK-Bezirk Köln überdurchschnittlich stark vertreten und damit ein wichtiger Arbeitgeber.

- Die Kultur- und Kreativwirtschaft gilt als beschäftigungsstarke Branche im IHK-Bezirk und ist sehr wettbewerbsfähig zu klassischen Branchen.

- Fast alle Teilmärkte der Branche wachsen und zeigen auf Basis ihrer Erwerbstätigenzahl eine hohe Spezialisierung im Vergleich zu Deutschland.

- Die Medienwirtschaft ist das Rückgrat der Kultur- und Kreativwirtschaft im IHK-Bezirk Köln. In ihr allein sind mit 49.200 Personen 4,6 % aller Erwerbstätigen im IHK-Bezirk beschäftigt.

- Für das Jahr 2020 wird aufgrund des Pandemieverlaufs und der verschiedenen Kontaktbeschränkungsmaßnahmen sowie der daraus hervorgegangenen heterogenen Betroffenheitsformen (siehe Kapitel 3.3) von Umsatzeinbußen in Höhe von insgesamt 1,7 Mrd. Euro – von 9,5 Mrd. Euro auf 7,8 Mrd. Euro – ausgegangen. Dies entspricht einem relativen Rückgang des KKW-Umsatzes von -18 Prozent gegenüber dem Vorkrisenjahr 2019.


 

Die Medienwirtschaft
 

Die Medienwirtschaft zählt gerade im IHK Bezirk Köln zu den stärksten Wirtschaftszweigen. Der Medien- und Kommunikationsstandort hat dabei überdurchschnittliche Ausstrahlungseffekte auf ganz Nordrhein-Westfalen und Deutschland. Ob Film, Fernsehen, Radio, Verlagswelt, ICT oder PR: In Köln finden sich auf jedem Gebiet der Medienbranche Akteure, die deutschlandweit – manchmal sogar weltweit – zu den führenden Unternehmen ihrer Art zählen.

Zahlreiche Großunternehmen, Mittelständler und kleinere Kreativschmieden tragen mit ihren Innovationen dazu bei, dass Köln als Medienmetropole einen hervorragenden Ruf genießt. Hier entstehen unter anderem Fernsehshows und Werbekampagnen, Hörfunknachrichten, Kinofilme und Computerspiele.
 

Das Wichtigste im Überblick:
 

- Rund 49.200 Erwerbstätige arbeiten in der Medienwirtschaft im IHK Bezirk Köln, die einen Jahresumsatz von 8,2 Mrd. Euro in 2019 erwirtschafteten. Der Anteil der Erwerbstätigen an der Gesamtwirtschaft beträgt 4,6 Prozent. Im Vergleich dazu erreicht Nordrhein-Westfalen und Deutschland lediglich Anteilswerte von 2,5 Prozent und 2,6 Prozent.

- Während die Medienwirtschaft auf IHK-Bezirksebene knapp drei Prozent des Gesamtumsatzes generieren konnte, fallen die Anteile in Nordrhein-Westfalen mit 2,2 Prozent und 2,1 Prozent in Deutschland geringer aus.

- Mit der impulsgebenden Rolle der Medienwirtschaft zur Bewältigung des digitalen Wandels und der hohen Dichte an Akteuren und Kunden im IHK-Bezirk Köln ist eine sehr gute Basis zur Vernetzung und Entwicklung digitaler Geschäftsmodelle gegeben.

- In den Teilmärkten im IHK-Bezirk Köln zeigt sich, ähnlich wie auf bundesdeutscher Ebene, eine unterschiedliche Betroffenheit durch die Auswirkungen der Corona-Pandemie und dementsprechend auch durch die Lockdown-Szenarien. Besonders betroffen sind der Markt für darstellende Künste, die Musikwirtschaft, der Kunstmarkt und die Filmwirtschaft. Weniger betroffen sind die Teilmärkte Software/Games, Architektur und der Buchmarkt.

„Die Kulturszene befindet sich im ständigen Wandel“

Slava Gepner, Geschäftsführer der TF TanzFaktur UG. 

 

Was bietet die Tanzfaktur an, und wie viele vergleichbare Orte gibt es in Köln und Umgebung?


Die TanzFaktur ist ein kulturelles Zentrum im aufstrebenden Wohn- und Gewerbegebiet Köln-Deutz. Mit ihrem umfangreichen Programm ist sie ein dynamischer und internationaler pulsierender Ort, der die Bewegung des Körpers in vielfältiger Weise in den Vordergrund stellt und Netzwerke zwischen lokalen und internationalen Tanzschaffenden bildet. Mit laufenden Bewegungsformaten bietet die TanzFaktur wöchentlich ein umfangreiches Programm von Ballett bis zeitgenössischen Tanz und somatischen Praxen. Diverse Workshops und Tanz-Bildungsformate ermöglichen kulturelle Bildung für alle Altersstufen. Die TanzFaktur ist ein lebendiger Begegnungsort, in dem sich Laien und professionelle Tanzschaffende treffen. Die Verbindung von Bühnenprogramm sowie von Vermittlungs- und Bildungsangeboten ist als Alleinstellungsmerkmal zu sehen. Die Kombination aus beiden Bereichen findet sich in dieser Form in Köln und Umgebung kein zweites Mal.

 

Der Markt für darstellende Künste hat 2019 einen nahezu doppelt so großen Umsatz erzielt wie 2009 (432 Millionen Euro), auch die Zahl der Erwerbstätigen verdoppelte sich auf jetzt 2.056 Beschäftigte. Die Tanzfaktur gibt es seit 2013. Was sprach damals für die Gründung und den Standort, und wie entwickelten sich die Dinge seitdem? 


Für die Gründung der TanzFaktur sprach, dass ein Ort für Vermittlungsangebote, Kulturschaffende, Tänzer*innen und Künstler*innen gesucht beziehungsweise gebraucht wurde – In Köln gab es diesen nämlich zu der Zeit nicht. Der industrielle Charme des Geländes überzeugte, und der Grundstein der TanzFaktur war gelegt. Zur Entwicklung kann ich nur eines sagen: Die Kulturszene befindet sich im ständigen Wandel, was sich auch auf unser Haus auswirkt. Wir scheuen uns nicht davor, Dinge kritisch zu hinterfragen, und kuratieren das Spielprogramm dementsprechend. Unsere Besucher*innen wertschätzen dies sehr. Mittlerweile können wir mit Stolz sagen, dass die TanzFaktur fest in der Szene und darüber hinaus etabliert ist.  

 

Corona hat ganz besonders stark Ihre Branche getroffen, in der Wirtschaftsregion Köln ging der Umsatz im Markt für darstellende Künste 2020 um erschreckende 85 Prozent im Vergleich zu 2019 zurück. Wie lässt sich das verkraften?


Die Digitalisierung der TanzFaktur war ein wichtiger Schritt in unserer Entwicklung – vieles wurde dadurch einfacher, zugänglicher und auch überregionaler. Die neuen Herausforderungen und Einschränkungen wirkten bei vielen Tanzschaffenden auch als Inspiration – das Umdenken brachte neue Konzepte hervor, und wir sind gespannt, wie lange sich diese Tendenz noch in zukünftigen Projekten zeigen wird. Als einschneidendes Erlebnis einer Generation wird die Pandemie natürlich durch alle Kunstformen aufgearbeitet und uns somit in der einen oder anderen Form auch auf der Bühne weiter begleiten.

Eins ist klar: Wir werden nicht von einem Tag auf den anderen wieder exakt dasselbe Leben wie früher führen. Ganz allgemein, aber auch im Speziellen in der Szene. 

 

„Köln ist ein idealer Standort für die Kreativwirtschaft“

Iris Bettray, Geschäftsführerin der sagamedia GmbH. 


Die Kölner Filmwirtschaft hat von 2009 bis 2019 den Umsatz um 32,7 Prozent steigern können. Was zeichnet den Standort aus Ihrer Sicht aus?


Der Standort ist insbesondere wegen seiner zentralen Lage innerhalb Deutschlands eine wichtige Anlaufstelle für Medienschaffende. Gründe dafür sind unter anderem auch die geografischen Voraussetzung mit den vielfältigen Gegenden, Regionen und Kulissen in NRW, die hervorzuhebende Infrastruktur der Studiofacilities und die hohe Ansiedelung von technischen Dienstleistern, Künstlern und Kreativen. Außerdem ist Köln mit seinen Bildungseinrichtungen wie unter anderem der ifs und KHM im Bereich der audiovisuellen Medien unter den Top-Ausbildungsstädten.  Also, wir finden: ein idealer Standort für die Kreativwirtschaft.

 

Wie hat sich der Markt aus Ihrer Sicht in den vergangenen Jahren verändert, und was zeichnet sich für die Zukunft ab?


Grundsätzlich steht die Filmwirtschaft seit 20 Jahren in einem stetigen Umbruch und muss sich einer sich stetig ändernden Marktsituation anpassen. Insbesondere durch die digitale Transformation der etablierten, klassischen Sender (Ausspielungswege übergreifend), zahlreicher Markteintritte international streamender Plattformbetreiber und audio-visueller Dienste ist die Programmvielfalt mit entsprechendem Programmbedarf erheblich gestiegen. Vor allem der Dokumentarfilm und die Doku-Serien haben eine inhaltliche Aufwertung erfahren, was mich unglaublich freut.  Das alles sorgt grundsätzlich – auch durch höhere lokale Investitionen nationaler und internationaler Programmanbieter – für eine höhere Auftragslage innerhalb der gesamtem Film- und Fernsehwirtschaft. Im gleichen Zuge ist jedoch ein sehr bemerkbarer Fachkräftemangel zu spüren; die Nachwuchsarbeit ist erst vor Kurzem angestoßen worden und befindet sich in weiten Teilen noch im Aufbau. Dies kann dazu führen, dass nicht sämtliche Marktpotentiale ausgeschöpft werden können. 

 

Aufgrund der Corona-Krise ist der Umsatz in der Filmwirtschaft um 37 Prozent zurückgegangen. Wie sind Sie durch diese Zeit gekommen, und wie ist die aktuelle Lage? 


Durch zeitweise sehr eingeschränkte Produktionsmöglichkeiten kam es auch bei uns zu Projektausfällen und Verschiebungen. Auch aktuell sind die Umsetzungsmöglichkeiten noch nicht auf Vor-Niveau, jedoch ist ein deutlicher Trend zu einer „neuen Normalität“ zu erkennen. Wir haben in enger Zusammenarbeit mit dem Gesundheitsamt der Stadt Köln und unserem Betriebsarzt ein sehr umfassendes Hygiene-Konzept erarbeitet, das meinem Team ehrlicherweise auch viel Flexibilität und Anstrengung abverlangt hat. Aber dadurch waren wir alle auf der sicheren Seite und konnten mehr produzieren als manche anderen Unternehmen. Ich bin auch froh darüber, dass fast alle Mitarbeiter:innen unserer beiden Firmen geimpft sind.

 

 

„Für Vordenker ist Köln der ideale Standort“

Alexander Stotz, CEO Ströer Media Deutschland GmbH.

 

Im IHK-Bezirk Köln erzielte der Werbemarkt 2019 einen Jahresumsatz von 2,27 Milliarden Euro und ist damit hinter der Rundfunkwirtschaft der zweitumsatzstärkste Teilmarkt der hiesigen Kultur- und Kreativwirtschaft. Welche Gründe gibt es aus Ihrer Sicht dafür?


Der Außenwerbemarkt wächst seit 15 Jahren strukturell nachhaltig und kontinuierlich, sowohl lokal, national als auch international – dies zeigen die aktuelle Marktentwicklung und jüngste Studien. Insbesondere die Außenwerbung wird durch die vollständige Digitalisierung des Mediengeschäfts direkt und indirekt strukturell profitieren. Ströer setzt mit der „OOH plus“ Strategie auf die Stärken des OOH-Geschäfts und unterstützt dieses durch die flankierenden Geschäftsfelder Digital & Dialog Media und DaaS & E-Commerce. Mit dieser Kombination ist das Unternehmen in der Lage, kontinuierlich die Relevanz bei Kunden weiter auszubauen und besitzt dank starker Marktanteile und langfristiger Verträge auf dem deutschen Markt eine hervorragende Voraussetzung, um auch in den kommenden Jahren vom Marktwachstum überproportional profitieren zu können.

 

Von 2009 bis 2019 nahm der Umsatz um 7,4 Prozent zu, die Zahl der Erwerbstätigen stieg um 17 Prozent. Was waren in diesem Zeitraum die größten Herausforderungen, und wie kamen Sie bislang durch die Pandemie?

 

Die aktuelle Geschäftsentwicklung zeigt deutlich, dass sich unsere „Out-of-Home plus“-Strategie auszahlt und wir mit unserer flexiblen und breiten Vertriebsorganisation kurzfristig auf Wachstum umschalten und schnell wieder auf nahezu Vorkrisenniveau arbeiten konnten. Mit unserer diversifizierten Aufstellung waren wir in der Lage, die negativen Auswirkungen der Corona Pandemie in den vergangenen Quartalen für unser Außenwerbe-Kerngeschäft zu begrenzen und gleichzeitig langfristige Chancen und Potentiale in unseren digitalen Geschäftsfeldern zu nutzen.

 

Was spricht dafür, dass der Kölner Werbemarkt stark bleibt, und was muss dafür getan werden? 

 

Medienunternehmen benötigen Inhalte, Ideen und erfindungsreiche Köpfe, die frühzeitig die Trends identifizieren. Kultur und Kreativität sind die Rohstoffe der Medienbranche. Köln bietet das Umfeld, in dem sie gedeihen können. Für Vordenker ist Köln der ideale Standort: bunt, lebendig, kreativ und inspirierend und zugleich Zentrum von Wissenschaft, Forschung und Messestandort. Für Medienunternehmen bieten sich in Köln außerdem reizvolle Synergieeffekte durch eine einzigartige Branchenvielfalt in der wirtschaftsstarken Metropolregion Rheinland.

 

 

 

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