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Im Gespräch mit Verleger Michael Wienand

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Im Wienand Verlag ist mit KÖLNGOLD ein ganz besonderes Buch über die Rheinmetropole erschienen. Wir sprachen mit Verleger und Herausgeber Michael Wienand darüber, warum es wichtig ist, die Schätze der Stadt Köln ins rechte Licht zu rücken und den Blick dabei immer auch in die Zukunft zu richten.

 

Sie haben in Ihrem Buch Ideen und Schätze aus 2000 Jahren Köln zusammengetragen, aus Kunst, Kultur und Alltag. Wie sind Sie auf diese Idee gekommen?

Ich bin seit vielen Jahrzehnten Verleger in Köln und beobachte und begleite die Entwicklungen dieser Stadt deshalb sehr intensiv. Schon immer hat mich geärgert, dass Köln nicht genug aus seinen Möglichkeiten macht. Vor sehr vielen Jahren hatte ich dann die Idee, dass man die Menschen mit einem Buch dazu motivieren könnte, etwas für ihre Stadt zu tun.

 

Warum hat die Realisation dieser Idee so lange gedauert?

Ich fand zunächst nicht den richtigen Autor. Vor ein paar Jahren hatte ich dann das Glück, Matthias Hamann zu treffen …

 

… den Direktor des Kölner Museumsdienstes ...

… und mit ihm dieses Projekt zu bereden. Daraus entstand die konkrete Vorstellung, ein Buch zu machen, das den Kölnern verdeutlicht, in welch unglaublich reicher Stadt sie wohnen: reich an Schätzen, reich an Kunstwerken, reich an Kultur im Allgemeinen. Für uns war wichtig, dass die Bürgerinnen und Bürger wahrnehmen und schätzen lernen, über welche Reichtümer sie hier verfügen, und eine Bereitschaft entwickeln, diese besser als bisher zu pflegen, sie – um bei Gold zu bleiben – zu polieren und zum Strahlen bringen. Das ist Sinn und Zweck dieses Buches, und ich glaube, es hat auch schon erste Wirkung erzielt.

 

Inwieweit?

Beispielsweise dadurch, dass der Kölner Stadt-Anzeiger eine ganze Serie „Köln bewegen“  aus dieser Buchidee entwickelt hat. Ich merke, dass bei den gemeinsamen Auftritten von Matthias Hamann und mir die Begeisterung sehr groß ist. Es gibt viele Menschen, die daran mitwirken wollen, Köln weiter nach vorne zu bringen, oder die zumindest die Notwendigkeit sehen, dass diesbezüglich noch mehr passieren muss.

 

Bilder bedeutender Kunstwerke und Gebäude, wichtige Zeugnisse der Vergangenheit, Szenen aus dem Alltag, für die Geschichte und Gegenwart Kölns relevante Dokumente – Ihr Buch ist in der Tat eine riesige Schatzkiste. Ebenso erstaunlich ist auch seine Struktur. Wie sind Sie auf diese gekommen?  

Wir haben zunächst Ideen gesammelt, wie wir die ganze Bandbreite dessen, wie wir heute leben und welches Erbe wir in die Gegenwart herübergerettet haben, im Buch sichtbar machen; was also an Kunst und Kultur, aber auch an Alltagsgegenständen, Urkunden und Dokumenten berücksichtigt werden muss. Als wir das Material zusammen hatten, stellte sich zwingend die Frage, wie wir es ordnen. Natürlich denkt man da erst einmal an eine chronologische Ordnung, angefangen bei den alten Römern. Aber das wirkt sehr schnell herkömmlich und bemüht.

 

Also?

Wir haben uns gefragt, was Köln ausmacht und was typisch für Kölnerinnen und Kölner ist. Die DNA des Kölners unterscheidet sich in vielen Dingen ja doch von der des Berliners oder des Hamburgers, um es mal pointiert zu sagen. Wir haben nach entsprechenden Eigenschaften gesucht und 17 markante Begriffe gefunden, wie etwa Stolz, Humor und  Gelassenheit. Diesen Begriffen haben wir dann die Objekte zugeordnet. Das Ergebnis liegt vor Ihnen.

 

Die Texte zu den einzelnen Begriffen stammen von Personen des öffentlichen Lebens. Auch da mussten sie eine Auswahl treffen …

Wir haben uns überlegt: Wer steht für welche Eigenschaft, wer hat für dieses Thema Kompetenz? Dementsprechend haben wir dann eine Auswahl getroffen. Das für mich überzeugendste Beispiel ist sicherlich Christoph Kuckelkorn für den Begriff Lebensfreude. Als Bestatter und Präsident des Festkomitees Kölner Karneval ist er dafür die Idealbesetzung. Es gibt ja eine schöne Kölner Redewendung: „krieche vor laache“.

 

Vor lauter Lachen weinen ...

Genau. Dieses Beieinandersein von Trauer und Frohsinn, von Trübsal und Ausgelassenheit ist  eine typisch Kölner Eigenschaft.

 

Wer hatte bei diesem Projekt eigentlich das letzte Wort: der Geschäftsmann oder der Lokalpatriot?

Eindeutig der Lokalpatriot. Als Verleger, vor allem von Sachbüchern, will man immer etwas erreichen und natürlich auch Geld verdienen. Und in diesem Fall war ich – und bin es immer noch – überzeugt, dass dieses Buch etwas erreichen kann.

 

Die Produktion dieses Buch dürfte aber doch recht teuer gewesen sein.

Das ist über Verkaufserlöse gar nicht zu finanzieren. Weil ich wohl einen soliden Ruf habe, ist es mir gelungen, eine größere Zahl Kölner Bürgerinnen, Bürger und Unternehmen für dieses Projekt zu gewinnen. Sie haben Geld dafür gegeben, dass dieses Buch erscheinen kann. Mir zeigt das zweierlei. Erstens, dass außer mir offenbar auch ein paar andere Leute der Überzeugung sind, dass Bücher noch etwas bewirken können. Und zweitens, dass es in Köln genügend Menschen gibt, die sagen „Wir wollen den Zustand dieser Stadt verbessern“ und bereit sind, dafür Geld auf den Tisch zu legen.

 

Die Prachtausgabe ist limitiert und kostet 350 Euro. Was zeichnet sie aus?

Die Prachtausgabe ist ein Buch, das in dieser Qualität einmalig in Deutschland ist. Wir wollen mit ihm ja die Schönheit, die Pracht – um bei diesem Begriff zu bleiben – und die Besonderheit der Schätze zeigen, die es in dieser Stadt gibt. All das soll auch erlebbar und spürbar werden, wenn der Leser oder die Leserin dieses Buch zur Hand nimmt und darin blättert. Es bestand bei mir das Bedürfnis, ein Buch zu schaffen, das die Menschen in dieser Qualität noch nie gesehen haben. Es ist sowohl ein Lese- als auch ein haptisches Erlebnis. Den Dreikönigenschrein etwa kann man aufklappen, um einen Blick auf die Gebeine zu werfen. Einige der ausgewählten Dokumente kann man sogar in die Hand nehmen, sie sind in das Buch eingeklebt. Dieser ungewöhnliche Aufwand soll dazu dienen, auch Menschen zu begeistern, die nicht ganz so kulturaffin sind und ihnen zeigen: All diese Schätze gibt es in dieser Stadt. Kümmere Dich darum. Verständlicherweise ist so ein Prachtband eine sehr teure Sache. Deshalb haben wir auch noch eine preiswerte Ausgabe für 45 Euro in einer hohen Auflage herausgegeben, die eine weite Verbreitung findet.

 

Welche Besonderheiten hat die Prachtausgabe noch zu bieten?

Ganz wichtig ist mir die Beilage zur Via Culturalis, die das neue Herzstück dieser Stadt werden wird. Wir könnten mit ihr eine ähnliche Aufmerksamkeit erregen wie im Jahr der Romanischen Kirchen 1985, als Besucher aus ganz Europa nach Köln kamen, um diese aus den Ruinen auferstandenen Stadtschätze zu besuchen. Aber es muss auch der ernsthafte Willen da sein, die ambitionierten Planungen für diese Kulturbauten umzusetzen. Deshalb haben wir Bilder vom augenblicklichen Zustand gemacht und die Architektenpläne von Spezialisten visualisieren lassen. Hier sehen wir jetzt, wie die Via Culturalis aussehen könnte, wenn die geplanten Projekte fertigstellt und tatsächlich umgesetzt werden. Anders ausgedrückt: Ich wollte für die Stadtplaner, für die Politik und die Gesellschaft eine Vorlage schaffen, wie es sein könnte, wenn man das, was man hat, pflegt, würdigt und weiter entwickelt. Noch einmal: Wenn die Via Culturalis verwirklicht wird, hat Köln eine neue strahlende Mitte, die europaweit Bedeutung hat. Das ist das Ziel, das was wir alle anstreben müssen.

 

KÖLNGOLD preist also die Schätze der Vergangenheit, weist aber auch in die Zukunft.

Wir stehen auf den Schultern unserer Vorfahren, entscheidend ist aber immer die Gestaltung der Zukunft. Sie soll herausgestellt werden durch die Visualisierung zukunftsweisender Unternehmensideen. Als Beispiel möge das Unternehmen DeepL dienen, das perfekte Übersetzerdienste in großem Stil anbietet. Da war die Aufgabe, wie man solches bildhaft darstellen kann.

 

Welche Lösung haben Sie gefunden?

Wir haben urkölsche Begriffe ins Englische übersetzen lassen und das dann auf einer sehr schönen Doppelseite verbildlicht. Das war eine echte Herausforderung.  Ein anderes Beispiel ist die Umwandlung der Hohenzollernbrücke zu einer „Living bridge“.

In unserem Buch ist nun versammelt, was in Köln Bestand hat und was zukunftsweisend ist. Deshalb habe ich am Schluss des Buches ein Bild veröffentlicht, wie Menschen am Rhein den angeschwemmten Dreck aufsammeln. Die vernachlässigte und verdreckte Stadt ist für viele Bürger und für unsere Besucher ein Dauerproblem. Deshalb will ich mit diesem Buch all diejenigen unterstützen, die sich für das Gemeinwohl und die Qualität des öffentlichen Raumes engagieren.

 

Zum Schluss noch eine Frage: Warum ist das Buch zweisprachig, deutsch und englisch, wenn in erster Linie die Kölner angesprochen werden?

Die Kölner – übrigens haben Prozent keine deutschen Vorfahren – sind gastfreundlich, reisefreudig und singen gerne das Loblied auf ihre Heimatstadt. Denen wollen wir mit KÖLNGOLD ein passendes Geschenk an die Hand geben, um weltweit für unsere schöne Stadt zu werben.

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